Die Mehrheit aus rot-rot-grün hat letzten Mittwoch die Umbenennung der Arndtstraße in der Südvorstadt beschlossen.
Wie schon berichtet, lag ein Antrag von Herrn Kumbernuß vor, der auf einer Viertel-Seite den Antrag damit begründete, dass Ernst Moritz Arndt sich antisemitistisch und frankophob geäußert hat. Auf seine Leistungen die zur deutschen Vereinigung von 1871 führten, ist er nicht eingegangen. Hier zu festzustellen ist, dass ersteres im Gegensatz zu heute damals üblich war, der Gedanke einer deutschen Vereinigung jedoch nicht.
Zur Vollständigkeit gehört dazu, dass wir als CDU antisemitistische und francophobe Äußerungen ablehnen. Im historischen Kontext betrachtet, schmälert dies die Leistung von Arndt nicht. Sie zeigt vielmehr, wie vielschichtig unsere Stadtgeschichte ist. Sie mahnt, dass es zu allem Guten, auch immer Schattenseiten bei Menschen gibt. Nur die aktive Auseinandersetzung mit den Schattenseiten ist Erkenntnisgewinn für uns heute. Erinnerung sollte nie selektiv sein. "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein ..." (Johannes 8,7)
Mit der Umbenennung beginnen wir hier wohl eine Zeit der Geschichtsvergessenheit in der Leipziger Stadtgeschichte. Wir nehmen uns die Chance, uns aktiv mit der Geschichte unserer städtischen Vorväter auseinanderzusetzen.
Was die Anwohner und die rund 160 Gewerbetreibende dazu sagen, ist von den Befürwortern in keinster Weise betrachtet worden. Sie ändern jetzt kostenaufwendig ihre Briefköpfe, Medien und Stempel.
Nur wer eh schon politisch interessiert und aktiv ist, hatte online die Möglichkeit von dem Antrag zu erfahren.
Die Stadtverwaltung unterhält ein Mitwirkungsportal für Bürger. Die Initiative will Bürger, bei denen ihr Wohnumfeld betreffen Dingen, helfen soll, sich einzubringen. Unter den Schlagworten "weiterdenken" und "Leipzig" sind verschiedene Projekte aufgeführt. Die Umbenennung der Straße hätte dort gut reingepasst.
Das Amtsblatt wird jetzt nur vom Ergebnis berichten. Gewollte Bürgermitwirkung sieht anders aus.